Irrweg Lebensversicherung

Kapitalbildende Lebensversicherungen

Die kapitalbildende Lebensversicherung ist mit Abstand das meist genutzte Finanzprodukt der Deutschen. Statistisch hält jeder der 40 Millionen Haushalte in Deutschland mindestens zwei kapitalbildende Lebensversicherungen. Somit steckt ein Drittel der Vermögen der Deutschen in diesem Finanzvehikel, das der langfristigen Vermögensanlage und Altersvorsorge dienen soll. Man sollte vermuten, dass diese Art der Altersvorsorge rentabel und attraktiv ist. Wir behaupten, dieser Weg ist ein Irrweg der Deutschen; hauptsächlich profitieren die Versicherungen. Nachfolgend gehen wir auf Arten der Lebensversicherungen ein und beschäftigen uns mit den Vor- und Nachteilen.

Es gibt grundsätzlich zwei verschiedene Formen der kapitalbildenden Lebensversicherung. Die „Klassische“ und die „Fondsgebundene“.

„Klassische“

Langfristige Anlage in Anleihen hoher Bonität (meist Staatsanleihen).

„Fondsgebundene“

Investition in aktive Misch- oder Aktienfonds.

Investieren Sie nicht in Verpackungen

Bei einer Lebensversicherung handelt es sich wie auch bei anderen Finanzinstrumenten um Verpackungen für Aktien oder Anleihen. Diese Verpackungen bringen nur Nachteile mit sich und weisen keinerlei Vorteile für den Versicherten auf. Die schlimmste aller Verpackungen ist der Versicherungsmantel, der um die recht simplen Anlagen geschnürt wird.

Nachteile
  • Sehr teuer bzw. hohe Kosten
  • Gegenparteirisiko (Bonitätsrisiko der Versicherungsgesellschaft)
  • Intransparent und Illiquide
Vorteile

Leider können wir keine Vorteile außer der Fata Morgana der Steuerersparnis oder Bequemlichkeit beim Abschluss feststellen.

Diese Finanzprodukte sind klare Fehlkonstruktionen und haben nur einen Mehrwert für die Versicherungsbranche. Oft findet man diese als eine Kombination aus Risikolebensversicherung und langfristigem Sparvertrag. Wer seinen Todesfall absichern möchte kann dies für einen Bruchteil der Beiträge mit einer reinen Risikolebensversicherung tun. Wenn diese zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr nötig ist, kann er diesen Vertrag einfach kündigen.

Klassische Lebensversicherung, die bis Ende 2004 abgeschlossen wurden haben oft gute Steuervorteile. Für Verträge ab 2005 gilt folgende Problematik:

Niedrige Renditen

Geringe Renditen am Anleihemarkt in Kombination mit hohen Produktkosten sind immer zu vermeiden. Hinzu kommt, dass die Versicherer einen großen Teil der Kosten bereits in den ersten fünf Jahren berechnen (Provisionen). Deshalb liegt der Rückkaufwert bei frühzeitiger Kündigung oft unter den eingezahlten Beiträgen.

Bonitätsrisiko

Kommt der Versicherer in finanzielle Schwierigkeiten können sie als Besitzer einer klassischen Lebensversicherung geschädigt werden. Es handelt sich hierbei um kein Sondervermögen! Zu hoffen, dass jemand daran Interesse hat im Falle der Insolvenz Unternehmensretter zu sein, halten wir für naiv. Allein dieser Nachteil ist ausreichend, um von diesem Finanzprodukt abzuraten. Eine Einlagensicherung wie beispielsweise auf Bankguthaben bis zu 100.000 Euro gibt es bei klassischen Lebensversicherung nicht. 

Sondervermögen per Definition bedeutet, dass das Kapital des Anleger gesondert von der Investmentgesellschaft betrachtet wird. Im Falle einer Insolvenz der Bank, des Vermögensverwalters oder der Verwahrstelle, fällt Ihr Kapital somit nicht in die Insolvenzmasse. Bei Investmentfonds oder ETFs handelt es sich um Sondervermögen und ihr Geld ist somit nicht dem Bonitätsrisiko oder Gegenparteirisiko ausgesetzt.

Illiquide, Intransparent, Unflexibel

Es erübrigt sich, diese drei aussagekräftigen Nachteile näher zu erläutern. Jeder der schon einmal versucht hat eine Lebensversicherung zu kündigen und an sein bereits angespartes Vermögen möchte, stellt fest, dass diese Produkte sehr illiquide und unflexibel sind. Weiterhin ist es auch für Experten fast unmöglich die genauen Kosten zu ermitteln, die sich in den Policen verstecken. Per Definition 100% intransparent.

Welche Handlungsoptionen habe ich, wenn ich die Problematik erkannt habe?
  • Weiterführung
  • Beitragsfreistellung
  • Kündigung
  • Verkauf am Zweitmarkt

Die Frage, welche Handlungsoption für Ihren persönlichen Fall die beste ist, unterliegt stets der Einzelfallprüfung. Verbraucherschutzzentralen oder Versicherungsberater (Honorarberater) können Ihnen an dieser Stelle weiterhelfen.

Abschließend möchte ich Ihnen Faustregeln mit auf den Weg geben, um eine bevorstehende Entscheidung zu erleichtern.

Faustregeln
  • Die klassische Lebensversicherung bis 2004 weiterführen, da attraktive Steuervorteile und hohe Garantiezinsen gegeben sind.
  • Fondsgebundene Lebensversicherungen bis 2004 nur weiterführen, wenn sich die Kosten im Rahmen halten oder ein Wechsel auf passive Anlageprodukte wie Indexfonds mit niedrigen Kosten möglich ist.
  • Klassische Lebensversicherungen ab 2005 nur weiterführen, wenn hohe Garantiezinsen vorliegen.

Für die jüngeren Leser ist es empfehlenswert all’ diese Verträge nicht weiterzuführen und den möglichen Verlust als „Lehrgeld“ abzuhaken. Das Kapital sollte dann anderweitig, wie beispielsweise in einem langfristigen Weltportfolio über ETFs angelegt werden.

Alexander Merget